Das Bern­stein­zim­mer

Gruppe77

Aus­stel­lung im Künst­ler­haus Graz: Aurelia Mein­hart, Erika Lojen und Inge­borg Pock.

Metall­git­ter (214 x 276,5), gegos­se­ne Kunst­harz­plat­ten (36 x 46,8)

Mit dem „Bern­stein­zim­mer“ revo­ziert Aurelia Mein­hart Mythos und Kult sowohl des Bern­steins als fos­si­les Mate­ri­al (brenn­ba­rer „Stein“, hei­len­de Wirkung, Bestand­teil des Weih­rauchs …) wie auch des berühm­ten Bern­stein­zim­mers als ver­schol­le­nes Kunst­werk, das der Preu­ßen­kö­nig Fried­rich Wilhelm I. im Jahre 1716 an den rus­si­schen Zaren Peter I. im Tausch für 55 rus­si­sche Gar­de­sol­da­ten verschenkte.

Schon damit wurde die geheim­nis­vol­le „Aura“ des Bern­stein-Kunst­werks schnöde zum poli­ti­schen Tausch­ob­jekt „ver­frem­det“ und instru­men­ta­li­siert, später – 1941 – wurde es von Hitlers Okku­pa­ti­ons­trup­pen wieder aus Russ­land geraubt und nach Königs­berg gebracht, wo es 1945 vor den anstür­men­den Truppen der Roten Armee als Kriegs­beu­te in Sicher­heit gebracht werden sollte. Aller­dings ver­lie­ren sich nunmehr die Spuren – das Bern­stein­zim­mer wird nun end­gül­tig zum Geheim­nis: War es bei einem der Angrif­fe auf Königs­berg ver­brannt, beim flucht­ar­ti­gen Schiffs­trans­port in der Ostsee unter­ge­gan­gen oder ist es bis heute in einem gehei­men Versteck?

Jeden­falls ist es nunmehr in das aura­ti­sche Attri­but eines Arkanum gehüllt, dem Wissen und der Sicht­bar­keit ent­zo­gen – die wech­sel­vol­le „Wan­der­schaft“ endet (vor­läu­fig) in der sym­bo­li­schen Instal­la­ti­on A. Mein­harts. Die Raum­kon­struk­ti­on mit drei undurch­sich­ti­gen Sei­ten­wän­den, an deren Stirn­sei­te die dia­pha­ne, aber nicht völlig trans­pa­ren­te Ordnung der schim­mern­den Kunst­harz­plat­ten mit einer Metall­kon­struk­ti­on befes­tigt ist, lässt das Bern­stein­zim­mer in ver­klei­ner­ten Maßen (schein­bar) neu ent­ste­hen. Das durch die bern­stein­far­be­ne Harz­plat­ten (von gelb über orange bis rot­braun) schim­mern­de Licht erscheint als Ver­spre­chen, dass sich dahin­ter das Geheim­nis des Bern­stein­zim­mers preis­ge­ben könnte. Aber der Blick und das Sehen schei­tern an der licht­bre­chen­den Schich­tung des gehär­te­ten Harzes — das Geheim­nis gibt sich so nicht preis, die durch­schim­mern­de „Offen­ba­rung“ des Mythos erfährt gerade in diesem opaken Schei­nen eine Grenze.

Wer hinter das Geheim­nis des Bern­stein­zim­mers – der Instal­la­ti­on wie auch (viel­leicht) des ori­gi­nä­ren – kommen möchte, ver­fällt dem „Zwang“ schma­ler Seh­schlit­ze zwi­schen den Harz­plat­ten und den Metall­stre­ben. Diese – ent­stan­den durch den Schwund des Aus­här­tungs­pro­zes­ses – ermög­li­chen den (voy­eu­ris­ti­schen) neu­gie­ri­gen Blick in das Innere des Raumes, aus dem das Licht von einem Kris­tall­lus­ter schim­mert. Aber das Werk ver­wei­gert die Lösung des Rätsels und lässt das Geheim­nis des Bern­stein­zim­mers gerade in dieser Ver­wei­ge­rung einer Antwort weiter bestehen. Das Arkanum besteht nur, solange es als Schein dieses Arka­nums durch die Harz­plat­ten hin­durch „schim­mert“ – nicht in dessen Preis­ga­be: So bleibt auch in der künst­le­risch-sym­bo­li­schen Evo­ka­ti­on des Bern­stein­zim­mers seine magi­sche Mys­ti­zi­tät bewahrt.

© Erwin Fiala – Lehr­be­auf­trag­ter am Inst. f. Phi­lo­so­phie, Univ. Graz (Kultur- und Medi­en­phi­lo­so­phie) Autor u. Lektor, Kunst‑, und Kultur

 

Curtain on the topic “Heimat”

Pho­to­gra­phic work 264 parts on polystyrene;
210 x 110 cm; 2007

This photo instal­la­ti­on is pre­sen­ted in the form of a curtain. The indi­vi­du­al poly­sty­re­ne par­tic­les that com­pri­se this work are held tog­e­ther by small rings. This gives the piece a certain mobility.
The photos used for this work depict my home town and its sur­roun­dings: Pho­to­gra­phed indoor and outdoor spaces.
These “snapshots” are an important part of my child­hood memories.
Each of us carries within such child­hood memo­ries, memo­ries that stron­gly influen­ced our per­so­nal development.
My Curtain of Memo­ries blows in the wind and gives me strength.

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